Das Eisbergmodell
Pate für das Eisbergmodell ist Sigmund Freud. Von einem Eisberg sind nur zehn bis zwanzig Prozent tatsächlich sichtbar. Der viel größere und bedeutendere Teil eines Eisbergs befindet sich unterhalb der Wasseroberfläche. Dieser Teil macht 80 bis 90 Prozent des gesamten Eisberges aus. Die 80 Prozent des unsichtbaren Teils unter Wasser sind Informationen auf der Beziehungsebene oder der psychosozialen Ebene.
Überträgt man dieses Bild auf die Krankheit Neurodermitis, so steht der sichtbare Teil, also die Sachebene, für die Symptome, und alle sichtbaren und rationalen Informationen der Krankheit. Diese werden von der Medizin analysiert, behandelt und gelindert. Das übernehmen Dermatologen, Kinderärzte, Heilpraktiker etc.. Doch in aller Regel treten die Symptome immer wieder auf.
Die körperorientierte Akutmedizin beachtet in der Behandlung, weder die psychischen, noch die sozialen Faktoren, die den Krankheitsverlauf und auch den Bewältigungsprozess immens beeinflussen. Die 80 Prozent des unsichtbaren Teils unter Wasser sind Informationen auf diesen unbewussten Ebenen wie z. B. Gefühle, Erfahrungen, Kommunikation, Beziehung, Sinn, Bedürfnisse. Dieser Teil der Krankheit ist jedoch individuell und von außen nicht klar erkennbar. Diesem Teil der Krankheit widme ich mich in meiner Beratung. Es geht um die Behandlung und Normalisierung der überreizten Sensibilität, die der ursächliche Faktor des Juckreizes und der Hautekzeme ist und somit der Neurodermitis ist. Auf diesem Weg kann die Erkrankung des Kindes nach und nach ganz verschwinden.
Kommunikation zwischen Mutter und Kind
Ein wichtiger Bestandteil der Beratung bezieht sich auf die Kommunikation zwischen Mutter und Kind. Die Sachebene steht für die verbale Kommunikation zwischen Mutter und Kind. Diese spielt jedoch in der frühen Kindheit eine eher unbedeutende Rolle. Die Kommunikation findet in der frühen Kindheit natürlich auf anderen Sinneskanälen als rein verbal statt.
Unbewusste Kommunikation
Insgesamt verläuft die Gefühlsvermittlung auf eher unbewusster Ebene. Es geht sehr stark um Resonanz und um Spiegelneuronen. Ich fühle, was du fühlst, also jedes Kind fühlt, was seine Mutter fühlt. Ein Baby kommt ohne ein Bild von sich selbst auf die Welt. Es entwickelt sein Bild von sich und von seiner Umwelt, über die Resonanz, die es von seinen Bezugspersonen bekommt. Die Bezugspersonen dienen dem Baby als „externes selbst“. Die Bezugspersonen eines jeden Kindes können, die Art zu fühlen und die Welt zu deuten via Resonanz auf das Kind übertragen. Hier können wir erkennen, dass wir uns gegenseitig wie ein Spiegel verhalten.
Achte auf dich!
Hier wird deutlich, warum das mütterliche Wohlbefinden so wichtig ist, für das betroffene Kind. Eine sehr intensive Krankheitsfokussierung ist sehr belastend und krankheitsfördernd. Wenn die Bezugsperson, meist die Mutter, des Kindes traurig und besorgt bist, fühlt das, das betroffene Kind. Man steckt sich hiermit gegenseitig an. Die Spiegelneuronen und die Resonanz hiervon ist immer aktiv. Das heißt, wir können gar nicht anders als mitfühlen. Die Erfahrungen eines Kindes verwandeln sich in Biologie. Sie sind im Körper spür, mess- und erkennbar und wir können nicht, nicht kommunizieren.
Der Schlüssel ist positive Resonanz
Wenn die Hauptbezugsperson, die das du des Kindes repräsentiert und spiegelt, unter Sorge und Kummer steht, kann das eine ungünstige Krankheitsentwicklung zur Folge haben. Es geht darum, welche Resonanz, das Kind übermittelt bekommt und wahrnehmen kann. Das Kind sollte die Botschaft vermittelt bekommen, dass alles gut wird bzw. dass es nicht nur chronisch krank ist, sondern eben auch noch sehr viele andere bemerkenswerte Eigenschaften hat, die sehr wertgeschätzt und intensiv wahrgenommen werden müssen.
Du kannst gesund werden und ich helfe dir dabei!
Die Botschaft, du kannst gesund werden und ich helfen dir dabei, ist die grundlegende Haltung, die das betroffene Kind braucht. Die Resonanzen, die wir erhalten sind eine selbsterfüllende Prophezeiung. Jeder sollte einmal versuchen, die Subjektperspektive des Kindes einzunehmen. Ich schau mal, warum du fühlst, was du fühlst und warum du dich verhältst, wie du dich verhältst. Was ist der evtl. der Grund dafür, dass sich im Laufe der Erkrankung nicht nur die Haut, sondern auch das Kind immer mehr verändert? Was ist zum Beispiel der hauptsächliche Aufmerksamkeitslieferant? Die chronische Krankheit und ihre Symptome, oder die Gesundheitsförderung, die Bedürfnisse und die Ressourcen des Kindes. Jeder kann so viel positiven Einfluss auf sein Kind nehmen. Die Frage, du hier von großer Bedeutung ist:
Wie kann die Gesundheit des Kindes, trotz der chronischen Erkrankung gefördert werden?
Quellen:
Bauer Joachim, Wie wir werden, wer wir sind, Die Entstehung des menschlichen Selbst durch Resonanz, München 2019
Engler Tobias, Das Eisbergmodell. EinDiskurs über ein ständig revitalisiertes Kommunikationsmodell, 2011 Norderstedt
Watzlawick Paul, Bevin Janet H., Jackson Don D. Menschliche Kommunikation, Formen, Störungen, Paradoxien, 2017 Bern
2 Kommentare zu „Neurodermitis, eine „unbewusste“ Krankheit“
Hallo, wir befassen uns auch wegen der Neurodermitis unserer Kinder mit dem Thema und ich muss sagen die angesprochenen Fokussierung ist grundsätzlich ein großes Problem mit dem wir schwer umgehen können. Es hilft hin und wieder mal etwas Abstand zu haben und das mal von Außen zu betrachten, was aber nicht einfach ist.
Liebe Grüße
Hallo,
ja, das stimmt. Es ist nicht einfach und auch nur ein Punkt, der isoliert betrachtet sich so anfühlt, als würde über all die Sorgen ein Pflaster geklebt werden und darunter eitert es weiter.
Es benötigt viele Schritte:
1. Eine gute medizinische, körperliche Versorgung des Kindes durch einen Arzt.
2. Einen situationsgerechten Umgang mit einem chronisch kranken Kind.
3. Die Einbettung der Krankheit in einen Kontext.
4. Eltern, die positiv und hoffnungsvoll sind und das Kind ressourcenorientiert begleiten.
Werden diese Wege isoliert von einander gegangen, wird es meist nicht rund.